Hoffnung braucht Gemeinschaft, braucht Zeugen im Hier und Jetzt.
Bereits nach dem ersten Weltkrieg (1914 bis 1918) wurde in Rüschendorf ein Kriegerdenkmal errichtet, um an die Toten dieses Krieges zu erinnern. Es war ein für die Zeit typisches Bauwerk, das aus Feldsteinen errichtet worden war. Auf einer in das Denkmal eingelassenen Granittafel waren die Gefallenen des 1. Weltkrieges namentlich genannt.
Ehrung der Gefallenen durch Lehrer Kruse beim „alten“ Kriegerdenkmal. Die Kranzträger sind Clemens Witte (links) und August Deters.
Die Einwohner der Rüschendorfer Kirchengemeinde betrachteten es als ihre Ehrenpflicht, auch für die Gefallenen des 2. Weltkrieges in ihrer Heimat eine Gedenkstätte zu schaffen. Da das alte Kriegerdenkmal nicht erweitert bzw. ergänzt werden konnte, wurde überlegt, an geeigneter Stelle zum Gedenken an die Gefallenen des 1. und 2. Weltkrieges ein neues Denkmal zu schaffen.
Im Rahmen einer von dem damaligen Bezirksvorsteher Fritz Pille einberufenen Bauerschaftsversammlung im Jahre 1965 wurde offiziell beschlossen, ein neues Kriegerdenkmal zu errichten. Als hierfür geeigneter Platz bot sich die Fläche neben der Gaststätte Werner gr. Hackmann an. Eigentümer dieses Grundstücks war die Spar- und Darlehenskasse Damme. Es wurde beschlossen, dieses Grundstück zu erwerben. Zur diesbezüglichen Finanzierung sollte eine Haussammlung durchgeführt werden. Hierfür wurden mehrere Personen ausgewählt.
Fast alle Familien hatten im Krieg gefallene oder vermisste Angehörige zu beklagen. Entsprechend groß war auch das Interesse an einer besonderen Gedenkstätte für die Gefallenen und die hieraus resultierende Spendenbereitschaft. Rd. 29.000 DM wurden im Rahmen der Haussammlung gespendet, ein wirklich hervorragendes Ergebnis.
Aus dem Kreis der mit der Sammlung beauftragten Personen bildete sich ein Denkmalausschuss, dem Franz gr. Austing, Heinrich gr. Hackmann, Aloys Prüne, Gerhard Brune, Heinrich gr. Klönne, Heinrich Pille, Hubert Stärk, Hubert Böckermann, Bernhard Brinkmann, Hans Schwager-Wehming und der damalige Bezirksvorsteher Fritz Pille angehörten. Als beratendes Mitglied wurde Alwin Schomaker hinzugezogen.
Nach intensiver Beratung wurde beschlossen, das Denkmal nach den Entwürfen des Gartenarchitekten Hempelmann von der Firma Sanders, Ostercappeln, zum Preis von rd. 21.000 DM errichten zu lassen. Neben einer Gruppe von Kreuzen sollten seitlich versetzt drei Granittafeln, so genannte Stelen, aufgestellt werden. Hierin sollten die Namen der im ersten und zweiten Weltkrieg Gefallenen und Vermissten eingraviert werden.
Das neue Kriegerdenkmal mit Kreuzgruppe und den Granitblöcken, auf denen die Namen der Gefallenen und Vermissten der beiden Weltkriege geschrieben stehen.
Ein Zeugnis vergangener Zeiten. Das Kreuz befand sich ursprünglich auf dem Kriegerdenkmal bei der Pfarrkirche St. Agnes. Auf Anregung der Mitglieder des Denkmalausschusses wurde es beim neuen Kriegerdenkmal aufgestellt.
Schwieriger gestaltete sich der Erwerb des Grundstücks von der Spar- und Darlehenskasse Damme. Eine Einigung mit der kath. Kirchengemeinde (Kirchenfonds) konnte nicht erzielt werden. Trotz sichergestellter Finanzierung war die kath. Kirchengemeinde (Kirchenfonds) nicht bereit, die Fläche zu erwerben.
Es gelang jedoch der Dorfgemeinschaft dank der Unterstützung der örtlichen Kommunalpolitiker Hubert Böckermann und Hans Schwager-Wehming, gemeinsam mit der Gemeinde Damme den Ankauf der Fläche vorzunehmen. Wunsch der Kommune war es allerdings, auf dem Grundstück im vorderen Bereich einen öffentlichen Parkplatz zu schaffen.
Nach mehreren Abstimmungsgesprächen erwarb die Gemeinde dann im Jahre 1966 die Fläche von der Spar- und Darlehenskasse. Zuvor hatte sich der Schützenverein Rüschendorf vertraglich verpflichtet, die Hälfte des Kaufpreises zu erstatten. Im Gegenzug wurde ihm im Kaufvertrag die Erlaubnis erteilt, auf dem Grundstück ein Kriegerehrenmal zu errichten und dort jederzeit Gedenkfeiern abzuhalten. Gleichzeitig wurde dem Verein ein Vorkaufsrecht eingeräumt.
Die Genehmigung zum Bau des Ehrenmals wurde am 11.04.1967 vom Landkreis Vechta erteilt. Nach einer Vorbereitungszeit von rund 18 Monaten konnte nun endlich das Denkmal errichtet werden. Es war ein bedeutender Tag für die Pfarrgemeinde und für den Schützenverein Rüschendorf, als am 17. Juli 1967 das neue Ehrenmal von Pfarrer Bein eingeweiht wurde.
Die Einweihungsfeier am 17. Juli 1967. Von links: Die Fahnenträger Heinrich Fischer, Heinrich Grambke und Hubert Niemann, Kranzträger Franz Stärk und Heinrich Klünenberg (Ohm) sowie der damalige Bezirksvorsteher Fritz Pille.
„Ausgehend von der Frage, was die drei Kreuze des Ehrenmals besagen wollen, kennzeichnete Pfarrer Bein ihren Sinn in dem Aufruf und der Mahnung, des Opfers zu gedenken, das die Gefallenen in selbstverständlicher Pflichterfüllung gebracht hätten. Bezirksvorsteher Fritz Pille übergab das Ehrenmal der Obhut der Dorfgemeinschaft. Sein Dank galt besonders den Spendern und den Mitgliedern des Denkmalauschusses, die alles daran gesetzt hätten, ein würdiges Werk zu schaffen“ (aus dem Bericht der OV).
Die Pflege der Anlagen des Kriegerdenkmals wird bis zum heutigen Tage vom Rüschendorfer Ortsvorsteher organisiert. Zur Finanzierung der laufenden Kosten erhält er einen Zuschuss vom Schützenverein und der Stadt Damme. Letztere übernimmt darüber hinaus die Frühjahrs- und Herbstbepflanzung und bei Bedarf auch den Rückschnitt der Sträucher und Bäume.
Ortsvorsteher Franz gr. Hackmann bei der Ansprache zum Gedenken der Toten am Schützenfestmontag.
Bis heute ist die Totenehrung der Gefallenen beider Weltkriege ein bewegender Moment am Schützenfestmontag. Nach einer kurzen Gedenkansprache durch den Ortsvorsteher erfolgt die Kranzniederlegung zu den Klängen des Liedes vom guten Kameraden im Beisein des befreundeten Schützenregimentes Osterfeine.
„Wer sich an Vergangenes nicht erinnert, ist dazu verurteilt, es zu wiederholen“, so Ortsvorsteher Franz gr. Hackmann bei der Gedenkansprache im Juli 1999. Das Kriegerdenkmal mahnt uns, die Vergangenheit nicht zu vergessen, verbunden mit der Hoffnung, dass sich Vergleichbares nicht wiederholen wird.